Das Titelbild: Nikon D750; Nikkor 24-120 bei 38 mm; 1/500 Sek.; f/6,3; ISO 200; Polfilter
Vom Reiseportal https://www.daenemark.de/nordsee-urlaub/ wurde ich gebeten einen Beitrag zum Thema „Fotografieren am Meer“ zu erstellen. Eine prima Idee! Vielen Dank dafür! So viele von uns wollen im Urlaub endlich ihrem Hobby nachgehen und packen schon die Fototasche. Dieser Artikel ist für Leute, die dabei nicht nur „knipsen“, sondern Bilder machen und mit Begeisterung ihre Zeit verbringen wollen. Ich habe versucht folgende Fragen kurz und verständlich zu beantworten:
- Welches Einsteiger-Equipment sollten Urlauber für gelungene Fotos dabeihaben?
- Zu welcher Zeit des Tages kann man die besten Fotos machen und warum?
- Wie bekommt man auch beim Fotografieren im Gegenlicht am Strand tolle Ergebnisse?
- Was ist mein Geheimtipp beim Fotografieren von Meer & Horizont?
- Welche anderen einfachen Regeln gibt es neben dem „Goldenen Schnitt“, um ansprechende Bildkompositionen zu erreichen?
Frage 1:
Kamera:
Dafür braucht man eine System – oder Spiegelreflexkamera (SLR). Bei einer SLR sehen Sie durch den Sucher das Geschehen in „echt“ oder auf dem Kamera-Monitor in digital. Bei Systemkameras sehen Sie das Bild immer nur digital. Zur Zeit ist das technische Niveau von beiden Systemen etwa gleich. Die Industrie hat aber angekündigt, die SLR nicht mehr weiter zu entwickeln. Das hat dazu geführt, dass eine SLR auf dem Gebrauch Markt deutlich günstiger zu bekommen ist. Beim Kauf sollten Sie nicht nach Pixel jagen. Denken Sie daran: je größer das Pixel, desto besser ist es von der Qualität. Für einen Abzug in A4 Größe sind 3 Mio. Pixel völlig ausreichend. Ein größerer Sensor bedeutet mehr Spielraum mit Schärfe-Unschärfe und etwas bessere Bildqualität. Eine Kamera mit Wechselobjektiven empfehle ich nur denen, die vorhaben die meisten Fotos auch gründlich am PC nachzubearbeiten, bereit sind größeres Gewicht zu schleppen und regelmäßig viel Zeit in ihr Hobby investieren wollen.
Optik:
Wenn Sie nicht gerade die Möwen jagen wollen, ist ein Brennweiten-Bereich von etwa 20 bis 120 mm (Kleinbild) für die meisten Fälle ausreichend. Original Objektive sind nicht zwingend notwendig. Lieber mehr Lichtstärke als Marke. Ein optischer Bild-Stabilisator ist von Vorteil, digitaler Zoom ist nur ein Verkäufer-Trick. Wenn Qualität für Sie ganz großgeschrieben wird, Gewicht und Preis keine große Rolle spielen, dann nehmen Sie Festbrennweiten-Objektive.
Zubehör:
-Polfilter:
Für hochwertige Fotos am Meer und überhaupt für Bilder mit großen Wasserflächen ist ein Polfilter hochwillkommen! Damit schaffen Sie Reflektionen weg und die Farben werden viel satter. Diesen Effekt können Sie in der Nachbearbeitung nicht nachmachen, obwohl es digitale ,,Polfilter‘‘ gibt! Achtung! Günstige Polfilter können das Bild unschärfer machen oder die Farben verfälschen!
Nikon D750; Nikkor 70-200 bei 200 mm; 1/3 Sek.; f/22; ISO 100; Polfilter
-Stativ:
Erweitert Ihre kreativen Möglichkeiten sehr stark! Schwere Stative sind für eine Reise nicht zu empfehlen. Leichte und stabile sind allerdings sehr teuer. Wenn Sie ein günstiges, leichtes, aber nicht besonders stabiles Stativ verwenden wollen, benutzen Sie Siegelvorauslösung (bei SLR) und Selbstauslöser, bzw. Fernauslöser.
Nikon D750; Nikkor 24-120 bei 50 mm; 30 Sek.; f/6,3; ISO 125; Polfilter
-Graufilter:
Damit können Sie auch bei viel Licht lange Verschlusszeiten wählen, um z.B. den Effekt von fließendem Wasser zu bekommen. Günstige Filter können die Qualität verschlechtern. Bewährt haben sich variable Graufilter, die aber auch dementsprechend kosten.
-Weiteres:
Für Portraits ist ein Aufheller (im Notfall ein weißer Regenschirm oder ein Gegenstand mit weißer/silberner Fläche) und/oder ein Blitz, um das Gesicht im Gegenlicht aufzuhellen, sehr empfehlenswert.
Frage 2:
Die meisten Menschen fotografieren am liebsten in der Mittagszeit beim Sonnenlicht und… bekommen ähnliche Bilder wie auch Millionen andere. Wenn Sie den Artikel bis hierhin gelesen haben, schlage ich Ihnen vor, zu außergewöhnlichen Zeiten zu fotografieren und Ihre Motivwahl dem Wetter entsprechend anzupassen. Sehr beliebt sind Motive, die man kurz vor und nach dem Sonnenauf- und Untergang macht, da das Licht dann viel „weicher“ ist (die Schatten sind nicht so dunkel und die hellen Bereiche nicht so hell) und man die Möglichkeit hat die Sonne eindrucksvoll mit ins Bild zu integrieren. Wenn Sie bereit sind Ihren Schlaf zu opfern, haben Sie nachts eine Chance den Sternenhimmel zu fotografieren. Auch alles andere wird ganz anders als bei Tageslicht aussehen.
Nikon D750; Sigma 15-30 bei 15 mm; 4 Sek.; f/5,6; ISO 2000
Frage 3:
Grundsätzlich hat man beim starken Gegenlicht 4 Möglichkeiten:
- Silhouetten- Bild. Dabei wird die Beleuchtung nach dem hellen Hintergrund eingestellt und die Person wird als schwarze Silhouette dargestellt.
Nikon D750; Nikkor 24-120 bei 58 mm; 1/800 Sek.; f/13; ISO 200; Polfilter
- Portraits, wo Sie die Beleuchtung für das Gesicht optimieren. Dabei wird der Hintergrund stark überbelichtet und verliert die Details in den hellen Bereichen.
- Nikon D2X; Nikkor 80-200 bei 200 mm; 1/250 Sek.; f/3,8; ISO 160
- Bei der dritten Möglichkeit hellen Sie die Person mit einem Aufheller/Blitz auf. Bei der richtigen Licht-Balance bekommen Sie die Details in allen Bildbereichen.
Nikon D750; Nikkor 70-200 bei 200 mm; 1/250 Sek.; f/4; ISO 200; Polfilter und Aufheller
- Bei der vierten Möglichkeit lassen Sie den Gegenlichteffekt voll ausspielen und benutzen ihn als Gestaltungselement.
Nikon D750; Nikkor 24-120 bei 24 mm; 1/500 Sek.; f/6,3; ISO 220; Polfilter
Bei der Umsetzung kommt Ihre Kreativität voll zum Einsatz. Wenn Sie aber nur schnell ein Portrait im Gegenlicht machen wollen, schalten Sie Ihren Blitz auf „immer Blitzen“ ein, fotografieren Sie in einem Abstand von max. ca. 5 Meter und schon bekommen Sie bessere Bilder.
Frage 4:
Meistens wirkt das Bild viel stärker, wenn die Horizontlinie das Foto in etwa ein Drittel von oben oder unten teilt. Entscheiden Sie was interessanter ist, der Himmel oder das Meer, und wählen Sie den entsprechenden Ausschnitt.
Frage 5:
Neben dem „Goldenen Schnitt“ sind die „Drittel-Regel“, die „Dreieck-Regel“ und die „Goldene Spirale“ stark verbreitet. Es ist gut, wenn man diese kennt, aber es ist auch nicht zwingend notwendig. Es gibt weltberühmte Musiker, die die Noten nicht lesen können und ebenso auch sehr gute Fotografen, die von diesen Regeln vielleicht nur gehört haben. Fotografie ist eine Art Kunst und die Regeln sind nicht dazu da, um sie streng zu befolgen, sondern sie sollen uns nur helfen ein Gefühl für die Bildkompositionen zu bekommen, die so richtig unter die Haut gehen. Ich bin der Meinung, dass das Betrachten und vor allem Analysieren von hochwertigen Fotografien mehr weiterbringt, als das Studieren von Regeln.
In diesem Sinne, allen einen gelungenen Foto-Urlaub!